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Mein neuer Chefsessel

Mein neuer Chefsessel

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Das ist der Neue im Büro, ein echter Muskelprotz. Er stammt aus der Haushaltsauflösung einer Industriellenvilla und wäre nach 40 Dienstjahren beinahe unbarmherzig auf dem Sperrmüll gelandet. Ich rettete ihn wie einen Straßenköter und ließ ihn mir nach Hause liefern. Nun steht er in meinem Schreibsalon und achtet streng auf meine aufrechte Haltung. Immer wenn ich mich vom Schreiben erschöpft zurücklehne, stelle ich mir vor, wie mein Vorbesitzer, ein charismatischer Fabrikant tippe ich, darin sein Big Business machte, milliardenschwere Verträge unterzeichnete und am Wochenende von seinem Sessel aus zufrieden über den Starnberger See blickte. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich will das jetzt einfach glauben. Vielleicht auch, weil ich Geschichten liebe und kein Möbelstück so wichtig für mich ist wie dieses. Monatelang war ich auf der Suche nach einem neuen Schreibtischstuhl, weil ich plötzlich einen gesunden Rücken für wichtiger hielt als ein hübsches Design. Natürlich hatte ich darüberhinaus noch ein paar nebensächliche Einstellungskriterien: Bequem sollte er sein, robust, ein bisschen vintage und so. Und wie das immer so ist: Wer aufhört zu suchen, der findet. Ich hatte schon fast aufgegeben, als ich ihn zufällig im Schaufenster einer Spedition entdeckte und fortan nicht mehr ruhig schlafen konnte. Gestern zog mein neuer Chefsessel nun endlich bei mir ein. Er kostete so viel wie eine Flasche Remy Martin (kein Scherz!) und macht sich echt gut unter meinem Hintern. Nur an meiner patriarchalischen Ausstrahlung muss ich noch arbeiten.

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