Gestern nachmittag hatte ich einen kurzen Glücksmoment. Ich dachte, hach, ist das ein Wetterchen, warum gehen wir nicht mal wieder in die „Essbar“ auf ein Espressochen oder Weinchen oder Tartarchen? Aber dann fiel mir diese Sache wieder ein, und ich bekam schlechte Laune. Obwohl, das stimmt nicht so ganz. Ich habe nämlich einen tollen Trick, mein inneres Licht in Nullkommanichts wieder anzuknipsen: auf den See gucken! Ich beschloss, meinen italienischen Schwaben auf eine kleine Landpartie an die Promenade einzuladen und so zu tun, als wäre nichts. Also fast nichts. Was soll ich sagen? Es war schön, doch doch. Wir flanierten einsam wie ein Rentnerpaar am Ufer entlang, ohne Ziel, ohne Schwätzchen hier, ohne Bussi da, ich trug ein schwarzes Kleid, in dem ich aussah wie auf einer kommunalen Ortsbegehung, fühlte mich allerdings wie ein aufmüpfiger Teenager, der etwas Verbotenes tat. Irgendwann blieb ich stehen, starrte aufs Wasser und setzte zu meiner Übung an: einatmen, ausatmen, lächeln. Als sich meine Stirn glättete, Vitamin D durch meine Zellen strömte und ich mein inneres Leuchten wieder spürte, rief ich den Enten tröstend zu: „Wundert euch nicht, wir haben eine blöde Krise. Aber wir sehen uns bald wieder.“ Sie schwammen einfach weiter, als hätten sie mich gar nicht gehört.