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Ich bin eine Frau aus Fleisch und Blut

Ich bin eine Frau aus Fleisch und Blut

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Erst wollte ich das gar nicht erzählen, nicht mit Oberflächlichkeiten prahlen, lieber vornehm genießen und schweigen. Aber ich beiße mir schon den ganzen Tag auf meiner Unterlippe herum, weil ich diesen kleinen niedlichen Glücksmoment so gern mit euch teilen würde. Er war einfach so bezaubernd, hinreißend, so liebenswert, er fühlte sich an wie Frühling 1963. Deshalb verzeiht meinen kleinen Rückfall in alte Rollenmuster, aber mein Herz, das hüpft. Also: Es war vorgestern morgen, die Sonne schien, ich saß unter der Markise im Lil.Green, als ein Herr vorbei spazierte, vor mir stehen blieb und ins Schwärmen geriet (er geriet wirklich ins Schwärmen): Wie schön es sei, endlich mal wieder eine Frau zu sehen, die ihre Beine zeigt. Wenn er nicht so in Eile wäre, würde er sich neben mich setzen und mich einfach nur stundenlang anschauen. Aber ich sei gewiss in festen Händen. So ein Wesen laufe ja nicht frei herum. Ist das nicht süß? Dass er etwa hundert Jahre alt war, ist ja jetzt nicht sooo wichtig. Ich bin immer noch ganz verstört vor lauter Freude. Nicht nur darüber, was er sagte. Sondern vor allem darüber, dass er es sagte. Wer jetzt denkt, auweia, die Frau Schneider hat wohl die Zeichen der Zeit nicht erkannt, der kann mir ja einen empörten Leserbrief schreiben oder so. Aber hey, auch wenn das wenig emanzipiert klingt, manchmal macht es doch so viel mehr Spaß, sich einfach mal zu freuen als nicht zu freuen. Darüber, dass wir Frauen aus Fleisch und Blut sind. Und dass ein Wildfremder den Mut hat, ein bisschen zu flirten. Auf dem Heimweg hörte ich die Singvögel überall um mich herum in den Baumkronen zwitschern. Ich glaube, sie haben mir hinterher gepfiffen.

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