GLEICH GEHT'S LOS

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Ein gebrochenes Bio-Herz

Ein gebrochenes Bio-Herz

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Ganz schön aufwühlend, dieser Klimaschutz. Vergangenen Samstag kehrte ich fröhlich vom ersten Wiesn-Tag heim und wurde von einer Kreißsäge empfangen. Ich war sofort alarmiert und lief in den hinteren Garten zu meiner Buntwäsche, die unbekümmert im Wind wehte, die blöde Wäsche, während im Nachbargarten zwei Apfelbäume, Brombeerbüsche und drei Koniferen gefällt wurden. Mir stockte der Atem. Es war Samstag, keine 24 Stunden nach dem Weltklimatag, an dem Hunderttausende auf die Straße gingen und gegen die größte Klimakatastrophe demonstrierten, während hier vor meinen eigenen Augen ging ein kleines Stück Welt unterging. Ich stand da und starrte traurig über den Zaun. Ein Mann saß seelenruhig auf seinem Bagger, und ich fragte mich, warum er nicht das fühlte, was ich fühlte: unendliche Trauer. Um all die Äpfel, die jedes Jahr in unseren Garten fielen und die wir wie Mönche in unsere Körbchen legten, um das Eichhörnchen-Paar, das hier seine Heimat hatte, um meine Büro-Aussicht ins Grüne, ins Paradies, in meine heile Welt. Alles kaputt. Einfach so. Für zwei Einfamilienhäuser, die sehr viel Platz brauchen.

Vor einigen Wochen schickte mir meine Freundin Ida eine Sprachnachricht, die der kleine Öko-Aktivist, also ich, sofort löschte. Ich wollte nichts hören von einem Bauprojekt, das man schon mal vor Ort inspiziert hätte, und lief empört an meinen Schreibtisch, um eine melancholische Antwort zu verfassen. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ich (ganz Wassermann!) liebe Veränderung. Und es darf auch ruhig ein bisschen städtisch in meinem Viertel zugehen, mit hübschen Häusern, jungen Müttern, die mit ihren Kindern auf Fahrrädern zum Bäcker rollen, und kleinen frechen Zeitungsjungen, die jeden Samstag mit Bollerwagen von Tür zu Tür streifen. Die Sache ist nur die: Hätte man nicht erstmal versuchen können, die Bäume zu retten? Ich meine, laut Immoscout handelt es sich um zwei Ökohäuser! Fängt Klimaschutz etwa erst bei der Wahl der Heizung an? Im Internet recherchierte ich, dass ein Baum jedes Jahr mindestens zehn Kilogramm Kohlendioxid bindet. Pah, wir sprechen hier also nicht nur von Cocos Apfelkuchen!

Ich weiß ja, ich weiß, es hat alles einen Grund. Und meine verrückte Idee, mich kurzerhand vor den Bagger zu werfen, verwarf ich dann doch wieder ganz schnell. Stattdessen ging ich meine leere Haferflockentüte fachgerecht entsorgen, und als der Baumfäller abzog, blieb eine kahle Stelle zurück, durch die ich nun vorübergehend den blauen Himmel sehe. Wann die Bauarbeiten beginnen, ist unklar. Bis dahin ist mein Herz aber hoffentlich wieder zusammengewachsen.

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