Meine Lieblingszahl ist die 11. Mir gefällt ihre aufrechte Haltung, die uns zu sagen scheint: „Auf, auf, mir nach!“ Warum ich das erzähle? Weil ich, erstens: auch gern so selbstbewusst wäre! Und zweitens: ein bisschen Glück brauche. Ich plane nämlich, meinen Traum zu verwirklichen und werde gleich heute damit anfangen, obwohl doch noch gar nicht der Elfte ist. Ach wurscht! Ich werde mutig sein, mir diesen großen Umschlag unter den Arm klemmen und ihn mit zitternden Händen in den Briefkasten werfen. Vielleicht sollte ich ein paar Mantras dazu murmeln, oder, noch besser, eine Bestellung ans Universum abschicken, damit das auch klappt mit meiner Kundenaquise. Es ist nämlich so: Seit einem Jahr kann ich nicht mehr ruhig schlafen, weil ich so gern Kolumnistin einer Starnberger Tageszeitung wäre (das muss aber unter uns bleiben). Das klingt vielleicht übergeschnappt, aber ich finde wirklich, dass sich Katjas Notizen hübsch machen würden neben Stadtratsitzungen, Fußballtournieren und Banküberfällen. Weswegen ich mich kürzlich in meinen Schreibsalon zurückzog, ein paar Textproben ausdruckte, ein seriöses Anschreiben verfasste, mein Profil aktualisierte mit einem Foto, auf dem ich aussehe wie eine Sparkassenangestellte, und vor Aufregung eine Tüte Haribo verdrückte. Als ich den Umschlag verschlossen hatte, überkamen mich Zweifel. Bin ich wirklich gut genug/talentiert genug/fleißig genug/schön genug/bezahlbar genug? Verdammte Hacke, was ist das bloß mit diesen Selbstzweifeln? Warum machen wir uns immer so fertig? Sollten wir nicht zur Abwechslung mal ausatmen und vor uns selbst auf die Knie fallen? Deshalb: Kopf hoch, Brust raus, das wird schon! Und wenn nicht, versuche ich es eben am Elften nochmal.