GLEICH GEHT'S LOS

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Ich bin eine von ihnen

Ich bin eine von ihnen

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Ich kann es noch gar nicht fassen, aber ich glaube, ich hab’s geschafft. Ich gehöre endlich dazu. Aber der Reihe nach… Wir zuckelten sieben Stunden im Yeti durch Italien, hörten nonstop Udo Jürgens, Vicky Leandros und Gianna Nanini (eine gewagte Mischung) und trafen schließlich etwas derangiert, aber ungeheuer gut gelaunt im Straßenrestaurant „Il due Laghi“ ein: meine Mama, Lilly und ich. Familien aßen Steinpilze und Cinghiale, und eine Nonna sang einem Baby ein Lied vor, so herzzerreißend, dass ich fast weinen musste. Könnte aber auch an diesem sonderbaren Zwischenfall gelegen haben, der mir widerfuhr. Nach 15 Jahren, die ich nun schon meine Zuppa Toscana hier verzehre, erkannte mich der Wirt zum ersten Mal wieder. Jedenfalls reichte er mir zur Begrüßung die Hand, was mich ganz aus der Bahn warf. Warum in Italien Frauen nur ohne Mann an ihrer Seite als menschliche Wesen wahrgenommen werden, war mir schon immer ein Rätsel. Aber ach, sollen sie doch. Ich werde hier bestimmt keine Revolution anzetteln. Stattdessen setzte ich mich beseelt wie ein Zenmönch an mein Tischchen und bestellte in flüssigem Italienisch Camparisoda con molto ghiaccio. Am Nebentisch saß ein holländisches Paar auf der Durchreise nach Elba. Ich lächelte zu ihnen hinüber und fühlte mich gut. Und eine Spur überlegen. Ich meine, kaum bei den Toskanesen angekommen, und schon bin ich eine von ihnen. Soll mir mal jemand nachmachen.

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