GLEICH GEHT'S LOS

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Die Liebe besiegt alles

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Tut mir echt leid, wenn ich Euch schon wieder zutexte, aber ich muss jetzt nochmal was zum Thema Corona loswerden. Ich bin nämlich seit heute morgen damit beschäftigt, im Stundentakt Pressemitteilungen an meine Töchter zu verfassen. Nachdem ich um 9 Uhr dem Appell von Herrn Söder auf ntv folgte und nun sämtliche Schulen in Bayern geschlossen sind, muss ich für eine gewisse innere Haltung meiner Teenager sorgen. Pfff, von wegen Ferien! Ich schrieb Coco, die bei ihrer Freundin Elle war und in diesem Moment wahrscheinlich gerade tic-toc-Videos statt Mathe machte, dass wir jetzt alle zusammenhalten müssten. Dass die Verantwortung nicht allein bei den Politikern, Ärzten und ihrer Mutter liege, sondern auch bei jedem (jedem!!!) einzelnen Schüler. Ich setzte wirklich drei Ausrufezeichen dahinter, um in dieser ernsten Lage einen strengeren Ton anzuschlagen. Auch schrieb ich: „Ihr wollt doch euer Abitur in vier Jahren schaffen, hm?“ Vielleicht habe ich es mit meinem pädagogischen Enthusiasmus ein bisschen übertrieben, aber seit gestern bin ich nicht mehr dieselbe. Ich weiß auch nicht, warum ich die Sache plötzlich so ernst nehme. Aber irgendetwas hat mich zutiefst berührt. Vielleicht waren es die Nachrichten aus meinem Dörfchen in Italien. Seit Tagen ist Giuseppes kleine Osteria geschlossen, alles steht still, und auch in mir selbst wurde es plötzlich ganz leise. Ich dachte nur: Wenn das Leben in Italien ruht, Straßen und Plätze leer sind, ist es dann nicht erwachsen und weise, auch im eigenen Leben mit etwas mehr Achtsamkeit zu handeln? Ich entschloss mich dazu, neben Pasta, Toilettenpapier und Quinoa auch ein bisschen Zeit zu hamstern. Warum nicht Mau-Mau spielen an langen Samstagabenden? Endlich die komplette dritte Staffel von “Divorce” angucken? Und überhaupt, wollte ich nicht schon immer mal Stefanias Spaghetti Etrusca nachkochen? Es mit sich selbst und seinen Liebsten auszuhalten, ist doch gar nicht so fürchterlich schwer, nicht? Meine Freundin Julia aus Castiglione schrieb: „Man sieht die Angst in den Augen der älteren Menschen. Wir müssen gut aufeinander aufpassen.“ Das klang nicht panisch, sondern lieb und warmherzig. Ich war sofort infiziert.

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