Ich gehöre zu den Menschen, die sehr gern Geburtstag haben. Freue mich über jedes Jahr, das ich älter werden darf, oder naja, versuche es zumindest. Jetzt denken bestimmt alle, na, die Frau Schneider hat leicht reden, sie hat ja auch ihr Zauberöl, in dem sie täglich wie in einem Jungbrunnen badet. Stimmt, ich öle von morgens bis abends wie eine Geisteskranke, praktiziere neuerdings sogar Face-Yoga und vertrete trotzdem die provokante These: Unser inneres Leuchten lässt sich nie von außen korrigieren, weder durch eine Spritze, noch eine Creme und auch durch kein Rouge der Welt. Wir müssen unsere Aura von innen polieren, wenn wir nach außen so richtig schön strahlen möchten. Wie wir das am besten anstellen? Regel Nummer 1: Einfach ein bisschen öfter lächeln. Regel Nummer 2: Umarme dich selbst, als wärst du dein eigener Liebhaber. Regel Nummer 3: If it feels good, do it! Und strebsam wie ich nunmal bin, habe ich gleich am ersten Tag meines neuen Lebensjahres mit meinem glamourösen Inner-Sunshine-Lifestyle begonnen. Gegen Mittag fuhr ich zu einem Business-Lunch ins Vintage Living nach Münsing, es gab Schokokuchen und Champagner am helllichten Tag, die Sonne schien und alles in mir schrie: It feels good (Regel Nr. 3)! Und weil ich so fühlte, wollte ich einfach weitermachen und noch mehr erleben. Ich spurtete in die Central Speisenhandlung, wo der Espresso in der Mittagssonne serviert wurde und ich 20 Minuten nonstop lächelte (Regel Nr. 1). Am Nebentisch saßen zwei Damen, sie bestellten Süppchen, unterhielten sich gepflegt und schienen alle Zeit der Welt zu haben. Ich nicht, ich musste weiter. Ich wollte unbedingt noch eine Fischsemmel beim Sebald in Ammerland verzehren, auf den grünen Klappstühlen Platz nehmen, im Paradies unter Apfelbäumen, wo sich jeder Moment wie Kindheit anfühlt. Und weil ich mich dort immer daran erinnere, dass Glücklichsein nicht etwas ist, das in der Zukunft wartet, sondern dass es direkt vor deinem Näschen liegt. Du musst es nur sehen und dich hemmungslos in seinen Schoß fallen lassen (Regel Nr. 2). Als ich nach Hause fuhr und mich für einen Moment im Rückspiegel betrachtete, erschrak ich: Ich leuchtete vom Kopf bis in den kleinen Zeh.